Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 29. März 2015

[Rezension] Stephen King - Revival

Kurzbeschreibung:
"Der kleine Jamie spielt vor dem Haus mit seinen Plastiksoldaten, da schiebt sich ein dunkler Schatten über ihn, ein Schatten, den er sein Leben lang nicht loswerden wird. Er blickt auf und sieht Charles Jacobs über sich, den jungen Methodistenprediger, der in der neuenglischen Gemeinde gerade sein Amt antritt. Im Nu gewinnt der charismatische Jacobs die Herzen der gottesfürchtigen Einwohner. Den Kindern haben es vor allem die elektrischen Spielereien angetan, mit denen er Bibelgeschichten veranschaulicht. Das alles endet, als ihn ein schrecklicher Unfall vom Glauben abfallen lässt und er eine letzte Predigt hält, die in einer rasenden Gottverfluchung gipfelt. Von der Gemeinde verstoßen, tingelt er fortan über die Jahrmärkte, wo er elektrische Experimente vorführt, die zunehmend spektakulärer werden. Und immer schrecklichere Folgen nach sich ziehen..."

Fazit:
Ein King ist ein King - darauf kann man sich als Leser eigentlich immer verlassen. Trotz dieser Unmenge an Büchern, die Stephen King produziert, gibt es nicht diesen oft zu beobachtenden qualitativen Niedergang, der bei vielen Autoren zum Tragen kommt, die eine solche Vielzahl an Büchern schreiben.

Je nach Interesse am jeweiligen Grundthema, mag das ein oder andere Buch dem einzelnen Leser mehr oder weniger zusagen (ich beispielsweise bin kein großer Fan von "The Stand", weil ich mit Endzeitthemen wenig anfangen kann), aber gibt es einen wirklich schlechten King? Mir ist noch keiner begegnet, wobei ich zwar viele, aber noch längst nicht alle Bücher von ihm gelesen habe.

In "Revival" ist das immer präsente Hintergrundthema die Elektrizität, von der Charles Jacobs geradezu besessen ist. Und da Jamies Schicksal seit der ersten Begegnung mit Charles Jacobs mit dessen Leben untrennbar verbunden scheint, hat Jamie keine Chance, Charles und dessen Hang zur Elektrizität zu entkommen.

Der Leser begleitet Jamie - und damit auch Jacobs - über einen sehr langen Zeitraum, mehr als 60 Jahre gehen ins Land, bis das Ende der Geschichte erreicht ist.

Wie bei vielen Büchern von Stephen King, benötigt die Handlung einen Vorlauf, bevor sich eine Vorstellung davon im Kopf des Lesers einnistet, worauf sie hinauslaufen wird oder könnte. Typisch auch, dass man im Laufe der Zeit viele Kleinigkeiten erfährt, die man für nebensächlich hält und wo erst im Nachhinein klar wird, dass nur so ein stimmiges Ganzes erreicht wird.
Vorlauf bedeutet nicht, dass das Lesen zäh oder langweilig wäre - ganz und gar nicht. Die Geschichte von Jamie nimmt den Leser direkt mit und so fragt man sich erst nach einer gewissen Zeit, in der man wunderbar unterhalten wurde, wann denn wohl das Grauen auftauchen wird?

Dass es das tut, ist unleugbar, man erahnt es bereits, aber der Autor quält seine Leser, indem die Spannung Stück für Stück ansteigt und tatsächlich wie Elektrizität unter der Haut kribbelt, bis man glaubt, es kaum noch ertragen zu können, doch Stephen King lässt sich Zeit, bis man es kaum noch aushält, endlich den Showdown zu erreichen.

"Revival" ist die Art subtiles Grauen, das wir auch von "The Green Mile" kennen, nicht das offene Gruseln von "Es" oder "Friedhof der Kuscheltiere". Doch genau dieses subtile Grauen ist es, was sich im Kopf des Lesers einnistet und dadurch über das Lesen hinaus fortbesteht und das Gehirn beschäftigt hält...

"Revival" ist ein King - ganz klar. Mitreißend, unterhaltsam und durch das eigene Kopfkino auch gruselig - aber es gibt doch den ein oder anderen King, der mir besser gefallen hat, auch wenn dies jetzt wirklich jammern auf hohem Niveau ist.

Stephen King
"Revival"
ISBN: 978-3-453-26963-7
erschienen bei Heyne

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen