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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Montag, 3. September 2012

Sheila Walsh / Kathryn Cushman - Sarahs Lied

Kurzbeschreibung:
Um ihre Schwester Sarah zu besuchen, kehrt Ann aus New York in die alte Heimat Charleston zurück. Und damit in ihre Vergangenheit. Kurz nach der Ankunft geschieht das Unfassbare: Sarah hat einen schweren Autounfall. Im Rettungswagen ringt sie mit dem Tod - und summt dabei immer wieder eine unbekannte Melodie.
Dieselbe Melodie kennt Kenny, der kleine Nachbarsjunge mit Downsyndrom. Er erklärt Ann, dass Gott Engel schickt, die ihr in ihrer Verzweiflung helfen sollen.
Hilfe kommt auch von Handwerker Eric, dessen Gesellschaft Ann genießt. Doch immer wieder drohen die Verletzungen der Vergangenheit sie einzuholen ... bis Ann selbst die Melodie in sich spürt und weiß: Alles wird gut. Auf himmlische Weise gut.

Fazit:
Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks bekommen - einer christlichen Leserunde. Ich wusste bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass es eine Rubrik gibt, die "christliche Romane" heißt oder gar Verlage, die ausschließlich christliche Literatur verlegen.
Wer jetzt aber denkt, es ginge bei christlichen Romanen zu wie in der Kirche und alle Protagonisten wären total gläubig und würden von Gottesdienst zu Gottesdienst rennen, der irrt - in christlichen Romanen geht es um christliche Werte, also Handlungsweisen, die auch viele Menschen, die sich nicht als gläubig bezeichnen würden, für wichtig erachten, wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Toleranz.

In "Sarahs Lied" begegnen wir Ann, die definitiv nicht glaubt - an gar nichts und zuletzt an sich selbst. Ann war seit dem Tod ihrer Großmutter, die sie und ihre Schwester aufgezogen hat, nicht mehr in Charleston und das sind immerhin sieben Jahre. Ann hat versucht, mit dem gegensätzlichen Leben in New York, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Der Gegensatz des New Yorker Lebens - die Geschäftigkeit, die Hektik, die Anonymität zum Charlestoner Leben - die ruhige Gelassenheit der Südstaatler, die Freundlichkeit und das Interesse aneinander, werden im Buch sehr deutlich.

Auch wenn sie versucht, dies zu vermeiden, sieht Ann sich gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, was ihr sichtlich schwer fällt - dazu kommt, dass beruflich in New York auch nicht alles so glatt läuft, wie sie es gern hätte, sodass sie sich gleich von mehreren Seiten unter Druck gesetzt fühlt und versucht, all dem zu entkommen.

Einfach gern haben muss man Kenny, den 12jährigen Nachbarsjungen, der am Downsyndrom leidet und trotz, oder gerade deswegen, so viel Liebe ausstrahlt und gibt - dagegen kann nicht einmal Ann sich wehren.

Dieses Buch ist sehr bewegend und geht zu Herzen. Es ist kaum möglich, sich dem gefühlsmäßigen Auf und Ab der Personen zu entziehen, man fühlt, leidet und freut sich mit und für die Protagonisten. Der Lesefluss ist gut, es kommt keine Langeweile auf und die Protagonisten sind so authentisch charakterisiert, dass ich mich das ein oder andere Mal dabei erwischt habe, wie ich z. B. Ann ernsthaft gegrollt habe wegen einer Entscheidung, die sich so nicht gut fand.

Wer den Mut hat, sich auf das Buch einzulassen, wird es sicher nicht bereuen.

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