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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Freitag, 18. März 2016

[Rezension] Ule Hansen - Neuntöter

Kurzbeschreibung:
Drei Leichen am Potsdamer Platz. Wie Kokons hängen sie hoch oben in einem Baugerüst, eingewickelt in silberfarbenes Panzertape. Hunderte Menschen laufen täglich vorbei, aber niemand nimmt sie wahr.
Der Fall landet auf dem Tisch von Emma Carol. Die Fallanalystin ist hochintelligent, sehr eigen und zutiefst traumarisiert. Und sie hat ein geradezu unheimliches Gespür für Serientäter...."

Fazit:
Dass einem das Buch ins Auge sticht, ist bei diesem Cover kein Wunder - schlicht, aber bestechend und - wie ich finde - sehr gelungen!

Auch der Klappentext lässt vermuten, dass dieser Thriller genau meinem Geschmack entspricht - operative Fallanalyse, oder, wie es von der Öffentlichkeit meist genannt wird, Profiling finde ich extrem interessant und mein Hang zu Ermittlern mit einem Knacks ist ja allgemein bekannt.

Die Handlung beginnt vielversprechend - spannend, interessant, die Charaktere - neben Emma und ihren Kollegen vor allem auch ihre Vorgesetzten "die Brennemann" und Lutz Bogner, sind sehr detailliert ausgestaltet und wie aus dem Leben gegriffen - entsprechend gut ist anfangs der Lesefluss.

Je weiter die Handlung fortschreitet, die ausschließlich aus Emmas Sicht geschildert wird, desto anstrengender wird allerdings Emma. Derart traumatisiert, wie sie ist, dürfte sie überhaupt nicht im Polizeidienst tätig sein und mit der Zeit wird ihr Verhalten immer abstruser und weniger nachvollziehbar, bis sie selbst psychotischer rüberkommt als der Täter.

Das fand ich extrem schade, denn der eigentlich Plot, von der Person Emma Carow abgesehen, ist sehr gut gemacht, interessant, spannend - es wäre ein wunderbarer Thriller geworden, aber Emmas Person nimmt dem Leser mit der Zeit die Freude am Lesen. Ich hatte den Eindruck, dass das Autorenpaar einfach zu viel in die Protagonistin hineingepackt hat - alles, was ein Thriller-Hauptprotagonist an Macken, Ecken und Kanten haben kann, kommt in ihr geballt zum Vorschein und das wird nach anstrengend irgendwann unglaubwürdig.

Ein Thriller, der aufgrund seiner eigentlichen Handlung sehr spannend hätte sein können, durch seine extrem gestörte Hauptprotagonistin aber leider einiges einbüßen musste.

Ule Hansen
"Neuntöter"
ISBN: 978-3-453-43804-0
erschienen bei Heyne


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