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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
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Jean Paul

Sonntag, 6. Juli 2014

[Rezension] Carolyn Lucas - Vermächtnis der Engel

Kurzbeschreibung:
"Seit Jahrtausenden herrscht Krieg zwischen den Engelssöhnen und den Engelstöchtern. Sarah, eine 25jährige Studienabbrecherin, gerät nichtsahnend zwischen die Fronten. Beide Parteien wollen Sarah auf ihre Seite ziehen. Dafür kämpfen die Engel mit allen Mitteln. Die Engelssöhne senden Rafael, der Sarah verführen soll. Was allerdings nicht zu Rafaels Plan gehört, sind die Gefühle, die er für Sarah entwickelt. Gefühle, die die Engelssöhne als Hochverrat betrachten und mit dem Tod bestrafen."

Fazit:
Schon als ich das Cover das erste Mal sah, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte. Es gibt einfach Cover, die einen anspringen und von denen man nicht mehr loskommt. Der Klappentext tat ein übriges und die Sache war beschlossen.

Wir haben es hier nicht mit einem typischen Fantasyroman zu tun, auch wenn man dies nach der Kurzbeschreibung denken könnte. Große Teile der Handlung spielen in der realen Welt und unsere Hauptprotagonistin Sarah ist eine Frau, wie sie menschlicher kaum sein könnte. So richtig etwas mit sich und ihrem Leben weiß sie nicht anzufangen, daher jobbt sie bereits seit Jahren in einem Buchladen und bangt ständig um ihren Job. Ihre große Konstante im Leben ist ihre beste Freundin seit Kindertagen, Fabienne, die im Gegensatz zu Sarah alles verkörpert, was man sich nur wünschen kann: sie ist schön, klug und erfolgreich. Daneben wirkt Sarah oft wie Bridget Jones, was sie unglaublich sympathisch macht und die Handlung immer wieder auflockert. Überhaupt sind die Charaktere, ob Menschen oder Engel, alle sehr plastisch beschrieben, sodass man nicht nur Bilder der Protas im Kopf hat, sondern auch deren Art und Weise und Empfindungen live miterlebt.

Sehr beeindruckt hat mich die Fähigkeit der Autorin, die Gefühle und deren Intensität, die mit der Zeit zwischen Sarah und Rafael entstehen, absolut lebensecht erscheinen zu lassen, ohne ins Kitschige abzurutschen - man leidet und lebt mit den beiden, ohne sich in einer Seifenoper zu wähnen.

Ebenfalls sehr positiv aufgefallen ist mir, wie die Verquickung von Realität und Engelswelt vonstatten geht - in der Realität ist der Schreibstil meist lockerer und humoriger und sobald wir die Welt der Naphalim betreten, hat alles einen Hauch von Steifheit und Würde. Auch die kleinen verbalen Unterschiede lassen immer gleich erkennen, ob wir uns bei Menschen oder Engelskindern befinden.

Ein wenig mehr Einblick in die Engelswelt hätte ich mir gewünscht. So habe ich mich immer wieder gefragt, wie die Engel von der einen in die andere Welt gelangen, denn das wird nicht beschrieben. Und zwar erfährt der Leser, auf welche Art die Naphalim, also die Engelssöhne, leben, von den Lilithumin, den Engelstöchtern, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, erfahren wir dies aber nicht - da hätte ich mich über etwas mehr Detailgenauigkeit gefreut. Auch das Ende ist nicht so ganz meins, aber nicht, weil es nicht stimmig oder passend wäre, sondern nur, weil es meiner ganz persönlichen Art von Lieblingsende nicht entspricht.

Zusammengenommen hat mich dieser Roman der etwas anderen Art nicht nur wunderbar unterhalten, sondern er geht mitunter auch ganz schön ans Herz!

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